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Channel: Düsseldorfer Zelle – Terrorismus in Deutschland
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„Brüder, lasst uns die Arbeit zu Ende führen!“

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Nach der Festnahme der Mitglieder der „Düsseldorfer Zelle“ Ende April vermuteten die Ermittler, es könnten noch mehr als die drei festgenommenen Männer zu der Terrorzelle gehören. Doch in der Öffentlichkeit wurde es still um die Gruppe – besonders seit sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“ richtete. Dabei lief seit Mai eine aufwendige Ermittlungsaktion von Bundeskriminalamt, Bundesanwaltschaft und Verfassungsschutz nach weiteren Helfern der Zelle. Heute wurde einer von ihnen in Bochum festgenommen – nach monatelanger Observation.

Es handelt sich um den 27jährigen Halil S., einem deutschen Staatsbürger, der schon im April mit den drei verhafteten mutmaßlichen Terroristen Abdeladim El K., Jamil S. und Ahmet C. in Kontakt stand. Er sollte Material für die Gruppe besorgen – unter anderem mit illegal beschafften bzw. gehackten Kreditkarten, mit denen dann wiederum im Internet eingekauft werden sollte. Dabei arbeitete der mutmaßliche Terrorist mit Internetbetrügern aus Hamburg und Schleswig-Holstein zusammen, die allerdings nichts von seinen Terrorplänen gewusst haben sollen.

Nach der Festnahme seiner „Brüder“ Ende April verhielt sich Halil S. zunächst auffallend ruhig. Allerdings soll er zwei Tage nach dem Auffliegen der „Düsseldorfer Zelle“ ein Gerät zum Aufspüren von Abhörwanzen bei Ebay bestellt haben. Genützt hat ihm das Gerät aber offenkundig nichts.

Mehr oder weniger rund um die Uhr hatten ihn die Ermittler im Blick. Immer wieder wurde diskutiert: Wann ist der richtige Moment für einen Zugriff? Besteht die Gefahr, dass er die Observation entdeckt? Immer wieder gab es aber auch zwischen den Behörden die Diskussion, wie lange eine große Zahl von Beamten für die Observation abgestellt werden sollte. Würde Halil S. wieder in die Terrorvorbereitung einsteigen? Wie ernst und vor allem wie konkret war der Auftrag des inzwischen inhaftierten Anführers an die möglichen anderen Gruppenmitgliedern. Was war von dem Satz zu halten, die „Brüder“ sollten die Arbeit „zu Ende“ führen?

Doch ausgerechnet die Verteidigung eines der drei Beschuldigten sorgte dafür, dass die Ermittler gute Gründe für die weitere Observation bekamen: Sie stellten für Ahmet C. einen Antrag auf Haftprüfung beim Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof, mit dem Ziel, ihren Mandanten wieder frei zu bekommen. Der Ermittlungsrichter verwarf im September den Antrag und machte deutlich, wie er den Fall sieht: Der Anführer der Gruppe, Abdeladim El K., habe für Al Qaida weitere Mitglieder angeworben und in das Terrornetzwerk aufgenommen – darunter eben auch Ahmet C. Dafür gebe es konkrete und deutliche Indizien. Unter anderem ein Schreiben El K. an seine Terrorführer, in denen er seine Pläne und Ziele darlegt. Juristisch bedeutet das, dass die Düsseldorfer Zelle wohl eine eigene inländische Terroristische Vereinigung ist, die der großen Al Qaida zuarbeitet.

Und Halil S. soll seine Sache nach einiger Pause kräftig weiterbetrieben haben, sagen die Ermittler: Unter falschem Namen seien Bankkonten eröffnet worden und auf Ebay sei betrogen worden, was das Zeug hielt. Doch im Gegensatz zu den anderen Cyberkriminellen, mit denen er die Taten begangen haben soll, ging es Halil S. nicht um den schnellen Profit, sondern um den Jihad. Das dürfte für seine Mittäter heute eine zusätzliche Überraschung werden.

Das Thema Mittäter der Düsseldorfer Zelle dürfte damit zunächst erledigt sein. Zwar wurden heute auch die Wohnungen von fünf weiteren Personen durchsucht, die aus dem Umfeld von Halil S. stammen und unter anderem in Bochum, Herne und Düsseldorf leben. Doch sie gelten bislang eher als Randfiguren.

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